Meine Arbeit macht Sinn

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…“ – so könnte man den beruflichen Werdegang von Georg Schulten beschreiben, der als Pflegefachkraft in der Residenz „Aaseehof“ arbeitet. Denn eigentlich wollte der 25-Jährige eine Karriere als Modedesigner hinlegen. „Schon meine Grundschullehrer haben gesagt, dass ich entweder mal etwas Kreatives oder etwas Soziales machen werde“, schmunzelt Georg Schulten. „Und irgendwie ist es beides geworden, auch wenn es in einem Bereich ist, den ich mir zunächst bestimmt nicht hätte erträumen lassen.“

Von der Modewelt in die Altenpflege

Zunächst festgefahren im Traum, in der Modewelt Fuß zu fassen, hat Georg Schulten heute eine ganz andere Einstellung. Er wirkt glücklich, gelöst und zufrieden. „Ein Kleidungsstück kann schön aussehen, hat aber keine Seele und gibt einem bei der Arbeit auch nichts zurück“, ist Georg Schulten überzeugt. „Mode ist vergänglich – das, was ich in meinem jetzigen Job mache nicht.“ Denn es werden Spuren hinterlassen. Georg Schulten ist Teil des Lebens der Bewohner – die Bewohner sind Teil seines Lebens. „Auch wenn jemand verstirbt, die Erinnerung bleibt.“ Genau wie die Erinnerung an seinen Großvater, der letztendlich einen großen Teil zu seiner heutigen Karriere beigetragen hat.

„Zukunftspläne umkrempeln und alles auf eine neue Karte setzen“

Nach vielen Praktika in der vermeintlich schillernden Design-Welt und dem angestrebten Fachabitur im Bereich Werbegestaltung, nahm der Lebensweg von Georg Schulten eine Wendung. „Ich habe gemerkt, dass auch der kreativste Kopf lange Zeit am Schreibtisch sitzt und die wenige Bewegung darin bestehen kann, sich einen Kaffee zu holen“, erinnert sich der junge Münsteraner. „Das war einfach nichts für mich und daher habe ich dann beschlossen, auch wenn es mir erst sehr schwer gefallen ist, nochmal meine Zukunftspläne umzukrempeln und alles auf eine neue Karte zu setzen.“

Mit dem Praktikum kam die Wende

Ein Praktikum im Altenheim, in dem sein Großvater wohnte, brachte dann die große Wendung. „Nach zwei Wochen ist mein Opa gestorben. Das war schon ein schwerer Schlag.“ Doch anstatt aufzugeben, stürzte sich Georg Schulten in die Arbeit. Eine Arbeit, die immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. „Man bekommt so viel zurück“, sagt Georg Schulten. „Und wenn es nur ein Lächeln ist oder die Dankbarkeit in den Augen.“

„Kleider machen Leute…“

Seit gut zwei Jahren ist Georg Schulten ausgelernt und arbeitet als Pflegefachkraft in der Residenz „Aaseehof“. Ein Händchen für Mode hat der junge Münsteraner nach wie vor. Und zwar nicht nur für sich selbst. „Ich habe schon ein Auge darauf, was unsere Bewohner anziehen und dass sie ein bisschen rausgeputzt sind und schick aussehen“, sagt Georg Schulten und muss lachen. Er arbeitet in einer reinen Demenzstation und weiß, dass es wichtig ist, sich mit der Biografie der Bewohner zu beschäftigen. „Es ist mir sehr wichtig, dass unsere Bewohner so gekleidet sind, wie sie selbst auch früher darauf geachtet haben… oder auch nicht. Die Hauptsache ist, dass sie sich wohl fühlen.“ Denn Kleider machen halt immer noch Leute – oder: Wer möchte schon alt aussehen?

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