Das Leben geht weiter

Paula Baumeister suchte eine Stelle als Sozialarbeiterin und fand ihr berufliches Glück als Betreuungsassistentin im Altenheim Friedrichsburg. Ihre Tätigkeit beschreibt sie als “Regenbogen mit ganz viel Licht”.

„Sterben und Tod haben mich immer schon interessiert“, berichtet die gebürtige Brasilianerin. Bereits mit Anfang 20 in ihrer Heimat wurde ihr Wunsch geweckt, sich mit dem Sterben und Tod zu befassen.  Zunächst studierte Paula dort Psychologie und sammelte im Rahmen eines Praktikums erste Erfahrungen. Während ihres Studiums der Sozialen Arbeit, das sie in Deutschland abschloss, wählte sie den Schwerpunkt der Sterbe- und Trauerbegleitung. Um für die Tätigkeit  gut gerüstet zu sein, machte Paula Baumeister eine intensive Ausbildung an der Kolping Bildungsstätte in Coesfeld.

„Während meines zweiten Studiums habe ich mich dann der Altenpflege zugewendet. Ich wollte zunächst im Hospiz arbeiten, da gab es jedoch keine freie Stelle“, berichtet sie. In der Friedrichsburg gab es eine Vakanz als Betreuungsassistentin. Seit 2015 unterstützt sie nun den Sozialen Dienst  – und verzichtet im Vergleich zur Tätigkeit einer Sozialarbeiterin auf rund 500 EUR im Monat. „Das, was ich gesucht habe, habe ich hier gefunden“, sagt sie.  „Die Arbeit als Betreuungsassistentin ist der Tätigkeit von Sozialarbeitern sehr ähnlich.  Alles, was ich gelernt habe, kann ich hier genauso anwenden“, berichtet Paula Baumeister. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern wollte unbedingt in Münster arbeiten, um nah bei ihrer Familie zu sein.

Und dann heißt es loslassen

Trauerbegleitung und Seelsorge wurden im Altenheim Friedrichsburg schon immer groß geschrieben. Heute hat Frau Baumeister im Altenheim Friedrichsburg eine Schlüsselrolle inne:  mit ihrer ruhigen, sanften Art ist sie die ideale Trauerbegleiterin für Bewohner, Angehörige und auch für Mitarbeitende in ihrem Wohnbereich, denn auch das Team benötigt Beistand.  Im vergangenen Frühjahr verstarben kurz hintereinander viele langjährige Bewohner, das war für die Kolleginnen und Kollegen eine sehr schwere Zeit. Denn Bewohner wachsen einem ans Herz; Pflege heißt, Mensch zu sein, nicht Maschine. Dem Team steht in solchen Fällen auch eine Seelsorgerin zur Seite, die da ist, wenn man sie braucht und gibt den Mitarbeitenden einen Raum und Zeit für die Trauer und für alles, was sie bedrückt. „Die Trauer muss man zulassen. Wenn man das Erlebte reflektiert, mit anderen in einem geschützten Rahmen über die belastende Situation spricht und die Trauer frei lässt, dann kommt irgendwann die Phase, dass es besser wird und man sagen kann: ‚Das Leben geht weiter‘“, erklärt Frau Baumeister.

„Genauso wie hier würde ich mir das auch wünschen, wenn ich alt wäre und im Sterben liegen würde“, sagt Marei Haarmann, die seit sechzehn Jahren als Pflegefachkraft im Haus tätig ist.  Sie lobt das gute Zusammenspiel zwischen der Trauerbegleiterin, der Seelsorge und der Pflege. Das eröffnet ganz neue Horizonte: „Man lernt Bewohner und Angehörige nochmal anders kennen. Es entsteht ein noch engerer Kontakt zueinander. Man lernt dazu, kann Ängste bewältigen. Das gelingt nicht immer, manchmal nimmt man das Päckchen auch mit nach Hause“, berichtet sie.

Und wie schafft man es, die Trauer nicht mit nach Hause zu nehmen? Frau Baumeister – Mutter von zwei Kindern, die eine fröhliche Mama zuhause sehen wollen – rät: „Nur, wer sich selbst etwas Gutes tut, der kann auch anderen etwas Gutes tun“. Deshalb geht sie raus in die Natur, lässt sich den Wind um die Nase wehen – manchmal hilft das schon, dann sieht die Welt wieder anders aus.

Und was wünscht sie sich für die Zukunft? Paula möchte gerne ein Trauercafé anbieten, in dem sich Angehörige hier in der Friedrichsburg austauschen können und mit ihrer Trauer nicht alleine bleiben.

„Wie ein Regenbogen mit ganz viel Licht“, so beschreibt Paula Baumeister ihre Arbeit als Trauerbegleiterin. Ein Licht am Ende des Tunnels.

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