Azubi Spezial
„Du, das könnte ich nicht!“
Im Vodcast „Von der Schulbank in die Pflege“ berichten drei Schülerinnen und Schüler der Johanniter Pflegeschule von ihrem Weg in die Ausbildung als Pflegefachkraft. Was sind das für junge Menschen, die sich für die Pflege als Beruf entscheiden? Welche Vorstellungen verbinden Sie mit dem Berufsfeld? Was haben Freunde und Familie dazu gesagt und wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Diese Fragen haben wir mit Noura Moussa, Lea Sasse und Niko Kefaleas besprochen. Mit von der Partie waren Schulleiterin Sandra Horstkötter und Ausbildungskoordinator Felix Friberg von der Diakonie-Münster.
Drei SchülerInnen, die alle noch im ersten Lehrjahr sind, geben Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzung zur Pflegeausbildung. Für Lea Sasse ist der Umgang mit Wunden bislang das spannendste Thema in ihrer Ausbildung, für Noura Moussa ist die Beschäftigung mit der Volkskrankheit „Diabetes mellitus“ der aktuelle Höhepunkt und Niko Kefaleas findet den Umgang mit Menschen, die sich wegen einer demenziellen Veränderung nicht mehr wie gewohnt äußern können, die größte Herausforderung. Alle drei betonen die Vielfalt und die zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten, die sie vor sich sehen. Für Niko Kefaleas ist es „nichts Besonderes“ als junger Mann in einem typischen Frauenberuf zu arbeiten. Noura Moussa wurde von ihrer Cousine inspiriert, die jetzt als Pflegekraft in Dänemark arbeitet und die Eltern von Lea Sasse arbeiten als Leitungskäfte in der Pflege, was sie bis heute nicht bereuen.
Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie in ihrem Bekanntenkreis immer wieder den Satz „Du, das könnte ich nicht“, gehört haben. Dann erzählen Sie von den Patienten und Bewohnern, die sie täglich mit der Welt in Kontakt bringen oder von den Kollegen, die sie vom ersten Tag an voll akzeptiert haben. Sie erzählen auch von der gegenseitigen Wertschätzung in den Teams und von der spannenden Arbeit auf einer Lernetage, wo Auszubildende von Anfang an gefordert und gefördert werden.
Unterstützt werden sie dabei von einer Schule, die mehr als eine Lernanstalt ist und sich auch um die persönliche Bedarfe und Bedürfnisse kümmert. In den Einsatzstellen sorgen PraxisanleiterInnen und Koordinatoren dafür, dass Azubis nicht verheizt und frustriert werden.
Wer Spaß an der Arbeit mit Menschen hat, lernt in diesem Vodcast Menschen kennen, die Spaß am Leben und an der Vermittlung einer Ausbildung haben, bei der es am Ende nicht in erster Linie ums „Geldverdienen“ geht.
Live-Talk zu Ausbildungsfragen in der Altenpflege
Silvia Ruhuza (Pflegeschule Münster der Johanniter-Akademie NRW) und Felix Friberg (Diakonie Münster) beantworten Fragen rund um die Ausbildung: Was lerne ich in der Ausbildung? Was kann und bin ich, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist? Wo lerne ich was? Wer unterstützt mich bei der Ausbildung? Wie werde ich bezahlt? Wer sind meine Mitschüler?
Ausbildung in pandemischen Zeiten
Ausgerechnet im Jahre der Einführung der generalistischen Ausbildung grätscht Corona in die Startphase. Im Vodcast Nr. 3 der Starken Pflege in Münster ziehen Sandra Horstkötter, Leiterin der Pflegeschule der Johanniter in Münster, und Arnd Wirbelauer, Hausleitung und Eigentümer von Haus Wilkinghege in Münster-Kinderhaus, eine Zwischenbilanz zu deren Umsetzung während der Corona-Krise. Eine Ausbildung in Zeiten einer Pandemie zu beginnen, ist an sich schon eine Herausforderung. Wenn diese Ausbildung auch noch zur gleichen Zeit runderneuert wird, dann stehen alle Beteiligten gehörig unter Stress!
Was Auszubildende wollen – und was sie erwarten können
Wussten Sie, dass die Ausbildungsvergütung in der Altenpflege im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen, wie beispielsweise Bankkaufmann im oberen Bereich liegt? Und das die schulische Ausbildung seit 2020 komplett anders abläuft?
So verdient man je nach Art des Trägers im ersten Ausbildungsjahr rund 1.100 EUR, im dritten Jahr geht’s rauf bis knapp über 1.300 EUR. In den Top-10-Statistiken, die Sie hin und wieder beispielsweise in den Berichten einer großen deutschen Tageszeitung mit den vier Buchstaben lesen können, erscheint die Altenpflege gar nicht. Das liegt daran, dass es sich hierbei nicht um einen dualen Ausbildungsberuf im klassischen Sinne handelt.
Ein weiteres Schmankerl: die meisten Arbeitgeber beteiligen sich an einer betrieblichen Altersvorsorge – KZVK oder ZVK ((kirchliche) Zusatzversorgungskasse). Wenn man am Anfang seines Berufslebens steht, ist einem die Rente ziemlich egal. Aaaber…eine Altenpflegerin, die bereits seit mehr als 20 Jahren in der Pflege arbeitet, berichtete uns, dass sie dank ihres Arbeitgebers später einmal rund 200 EUR zusätzlich zur gesetzlichen Rente bekommt. Das ist nicht zu unterschätzen.
Ok, ein gutes Ausbildungsgehalt ist sicherlich ein Anreiz – aber ist Geld wirklich alles?
Nein. Wir haben Schülerinnen und Schüler der Johanniter Akademie befragt. Sie sind bei verschiedenen Einrichtungen der Altenpflege angestellt und absolvieren im Fachseminar der Johanniter die Berufsschule. Viele von ihnen sind entweder familiär vorbelastet, weil ein Familienmitglied pflegebedürftig war oder selbst in der Pflege arbeitet. Einige von ihnen haben zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Und manche wussten schon recht früh, dass sie in der Pflege arbeiten möchten.
„Ich will nicht irgendwer sein“
Wichtig waren ihnen bei ihrer Berufswahl vor allem Respekt und Wertschätzung. Wenn man Schüler fragt, warum sie nicht in die Krankenpflege gehen, weil sie nach der Ausbildung dort mehr verdienen als in der Altenpflege, dann hört man häufig, dass ihnen die Bindung zu den Kundinnen und Kunden sehr wichtig ist und dass sie dies aufgrund der kurzen Verweildauer von Patienten in Krankenhäusern dort vermissen würden. Nicht selten hören wir, dass man deshalb auch auf ein paar hundert Euro verzichtet. Doch die Diskussion ums Gehalt in der Pflege ist müßig – und ja, da muss sich was verbessern. Rund 2.800 € brutto im ersten Jahr als Fachkraft in Vollzeit ist nicht schlecht, jedoch verbesserungswürdig.
Fragt man weiter, warum sie sich für den Beruf entschieden haben, dann hört man Sätze wie:
„Bürojob geht gar nicht!“
„Ich brauche Bewegung!“
„Ich finde es schön, dass jeder Tag anders ist.“
„Ich will etwas an die Gesellschaft zurückgeben.“
Was muss ein Arbeitgeber bieten?
Immer wieder betonen die Schülerinnen und Schüler, dass das Team passen muss und dass sie im Betrieb einen fachlichen Ansprechpartner brauchen. Denn die Theorie lernen sie in der Johanniter Akademie, die Praxis bei der Arbeit.
Viele von denen, die in die Ausbildung gehen, haben nicht selten schon eine andere Ausbildung hinter sich. Sie haben bereits ein bisschen Lebenserfahrung gesammelt und sind sich bewusst, dass die Ausbildung in der Pflege Erwachsenenbildung ist. Damit verbunden ist ein gewisses Selbstbewusstsein („Ich möchte gesehen und ernst genommen werden“) und auch der Wunsch, während der Ausbildung nicht verheizt zu werden.
Viele schätzen die Vielfalt an Fort- und Weiterbildungen in der Pflege. So kann man sich beispielsweise als Experte auf Wunden, Demenz, Palliativpflege spezialisieren. Die Fachhochschule Münster bietet sogar Pflege DUAL an – Ausbildung und Studium in einem. Auch nicht schlecht!
Work-Life-Balance ganz wichtig
Was im Gespräch auffällt ist, dass den meisten Schülerinnen und Schülern eine Work-Life-Balance wichtig ist. Sie möchten es anders machen als ihre Eltern, bei denen sie erlebt haben, dass die Balance eben nicht immer stimmte. So sind familienfreundliche Dienstzeitmodelle wie z.B. Mütter-Touren in der ambulanten Pflege oder Wunschdienste wichtig.
Nicht alle Wünsche können (sofort) erfüllt werden, doch die Arbeitgeber der Altenpflege aus Münster wissen, dass sie dem Nachwuchs etwas bieten müssen. Was sie anbieten, dass finden Sie hier.
Am Anfang einer Ausbildung ist es besonders von Bedeutung, dass die Auszubildenden eine gute Begleitung im Betrieb finden und nicht ins kalte Wasser geworfen werden.
Die Pflegeausbildung wird “generalistisch”!
„Generalistische Pflegeausbildung“ meint eine zeitgemäße Ausbildung im Gesundheitswesen, die die bisherigen Ausbildungen der Alten-,Kranken- und Kinderkrankenpflege neu gestaltet. „Mit dem neuen Berufsabschluss ‘Pflegefachfrau’ oder ‘Pflegefachmann’ können die examinierten Fachkräfte in jedem Versorgungssetting tätig werden”, so berichtet Ulla Drewes, die für DIE JOHANNITER für die Umsetzung tätig ist. Geregelt ist die generalistische Ausbildung im Pflegeberufereformgesetz, das vom Bundestag beschlossen wurde. Die neue Ausbildung startet ab Januar 2020.
Warum werden die bisherigen Pflegeausbildungen neu gestaltet?
Eine zukunftsgerechte Pflegeausbildung kann nicht mehr nur auf eine Lebensphase oder einen Versorgungsbereich ausgerichtet sein, sondern muss für die neuen, umfassenden Herausforderungen in der Pflegelandschaft qualifizieren. Durch eine generalistische Ausbildung erhalten die Auszubildenden ein umfassendes pflegerisches Verständnis, das es ihnen ermöglicht, sich schnell in die jeweiligen Spezialgebiete mit unterschiedlichen Anforderungen einzuarbeiten. Die Pflegefachfrau und –mann werden in der Lage sein, in allen Bereichen der Pflege – Akutpflege, Kinderkrankenpflege, stationäre oder ambulante Langzeitpflege, tätig zu werden. Dieser Tatbestand führt zu mehr beruflicher Flexibilität und erhöht zudem die Qualität der Pflege. Zentrale Arbeitsbereiche des generalistischen Pflegeberufes sind:
- Gesundheitsförderung und Rehabilitation
- die Steuerung und Kontrolle des Pflegeprozesses
- Anleitung und Beratung
Wo kann ich die neue Pflegeausbildung absolvieren?
Sie können die neue Pflegeausbildung an jeder Altenpflegeschule und Krankenpflegeschule in Deutschland absolvieren. Die bisherigen Ausbildungen zu Altenpfleger, zum Gesundheits- und Krankenpfleger oder zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger (m/w/d) wird es nicht mehr geben. Die neue Pflegeausbildung im Sinne des Pflegeberufereformgesetzes wird überall ab 2020 angeboten.
Ab wann kann ich mich für die neue Pflegeausbildung bewerben?
Der erste Jahrgang der neuen Pflegeausbildung startet in den allermeisten Ausbildungsstätten im Sommer oder Herbst 2020. Einzelne Pflegeschulen bieten zwei Ausbildungsdurchläufe pro Kalenderjahr an und starten mit dem ersten bereits im April 2020. Die Bewerbungsphasen für den Start im Sommer liegt meist im Frühjahr, für den Start im Frühjahr meist Anfang des Jahres und ist von Ausbildungsstätte zu Ausbildungsstätte unterschiedlich.
Am Bildungsinstitut Nordrhein-Westfalen, Campus Münster, Weißenburgstraße 60 – 64 in 48151 Münster beginnt der erste Jahrgang der neuen Pflegeausbildung ab Januar 2020. Im weiteren Verlauf werden dort Ausbildungsjahrgänge im April, August und Oktober angeboten. Bewerbungen sind jederzeit erwünscht!
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Fragen zur Ausbildung
‘Starke Pflege in Münster’ hat starke Partner in Sachen Ausbildung, die alle Fragen rund um die Ausbildung beantworten können:
Ev. Ausbildungsstätte des Münsterlandes für pflegerische Berufe e.V.
Coerdestraße 58
48147 Münster
Ansprechpartner:
Annkathrin Hempel
Tel.: 0251 239389 10
E-Mail: info@eam-muenster.de
Bildungszentrum und Pflegeschule der Caritas Münster
Josefstraße 2
48151 Münster
Ansprechpartner:
Thomas Jansen
Tel.: 0251 / 53 00 94 37
E-Mail: fachseminar-leitung@caritas-ms.de
Akademie für Pflege und Gesundheit
Anton-Bruchausen-Str. 6
48147 Münster
Ansprechpartner:
Andrea Wolf und Christiane Niemann
Tel.: 0251 / 89 95 3 15
E-Mail: niemann@akademie-pflege-gesundheit.de