In der Pflege geht's weiter
Die Zukunftsperspektiven in der Pflege sind enorm. Und wer möchte, der kann Karriere machen. Dafür gibt es tolle Beispiele. So wie Carmen Feitsma, Pflegedienstleitung im Martin-Luther-Haus.
Wer Carmen Feitsma kennenlernt, entwickelt sofort eine angenehme Art von Respekt. Sie ist offen, hat einen klaren Blick und kann Menschen an sich herankommen lassen. Außerdem wirkt sie entspannt. Man könnte auch sagen: Eine coole Frau mit Herz und dem richtigen Blick für Talente! Um so zu werden, bedarf es einer ordentlichen Portion an Lebens- und Führungserfahrung. Und ein hohes Maß an Fachlichkeit, um von dem Pflegepersonal akzeptiert zu werden. All das hat sie.
„Verantwortung zu tragen ist mir wichtig!“
Im Jahr 2000 startete Carmen Feitsma ihre Tätigkeit als Pflegefachkraft, seit 2002 ist sie bei der Diakonie Münster beschäftigt.. Nach nur wenigen Jahren im Beruf bekam sie einen Bandscheibenvorfall. Der wurde zwar therapiert, meldete sich jedoch nach einiger Zeit wieder. Es kam zu einer Notfalloperation. Der Altenpflegerin war schnell klar: „Ich liebe die Altenpflege, aber in dem alten Job werde ich nicht mehr lange arbeiten können.“ Sie berichtet, dass ihr die Übernahme von Verantwortung im Beruf immer wichtig war, und dass sie manchmal über die Anforderungen ihrer Stellenbeschreibung hinaus handelte: „Es machte mir immer schon Spaß, Aufgaben zu koordinieren und Menschen zu leiten.“ Da lag es nahe, sich auf den Weg in Führung aufzumachen.
Pflege bietet Aufstiegschancen
Erst einmal ging Carmen Feitsma jedoch einen Schritt zurück. Sie arbeitete zunächst auf einer halben Stelle, bis es ihr wieder besser ging und sie ihren Stundenanteil erhöhen konnte. „Etwas anderes als die Arbeit mit Menschen konnte ich mir nicht vorstellen“, berichtet sie. Ihre damalige Vorgesetzte förderte sie und schnell wurde Carmen Feitsma Wohnbereichsleiterin. Da lernte sie, was Führung heißt. „Das ist eine Sandwich-Position, in der man Druck von mehreren Seiten verspürt“, erzählt sie rückblickend. Auch da bewährten sich ihre Führungs- und Organisationsqualitäten, und so wurde Frau Feitsma erst stellvertretende Pflegedienstleitung, seit 2014 ist sie verantwortliche Pflegedienstleitung. Und ständig qualifizierte sie sich weiter: Fortbildungen in ethischer Fallbesprechung, Zusatzqualifikation in der Verfahrenspflege und im Advance Care Planning.
Pflege bietet jede Menge Aufstiegschancen. „Während der Ausbildung denkt man gar nicht darüber nach, wohin der Weg einen führen kann“, erzählt sie. Früher war ihr selbst gar nicht klar, wie toll die Zukunftsperspektiven in der Pflege sind.
„Wenn ich mir Bewerber anschaue, dann zählt für mich in erster Linie der Mensch“, erklärt Carmen Feitsma. Die Mitarbeitenden, die Frau Feitsma eingestellt hat, sind heute noch da. „Wer hier geht, der geht in Rente“, sagt sie lächelnd. Überhaupt zeichnet sich das Martin-Luther-Haus dadurch aus, dass viele Menschen langjährig dabei sind, manche sogar bereits seit 30 Jahren. Das gilt im Übrigen für alle Häuser der Diakonie Münster.
„Bei uns können sich Mitarbeitende entwickeln“
Was bindet die Mitarbeitenden an den Arbeitgeber, was ist der Klebestoff? „Ich denke, dass es sehr viel mit Menschlichkeit zu tun hat und dass wir den Mitarbeitern die Chance lassen, autark zu arbeiten. Wir kontrollieren nicht ständig und leben ein Miteinander, kein von oben herab mit zig Vorgaben. Wir bieten gut funktionierende Teams, in denen man sich wohl fühlt. Und auch gute Leitung macht den Erfolg aus“, so Feitsma. Sechs Wohnbereichsleitungen berichten direkt an die PDL, insgesamt arbeiten rund 80 Mitarbeiter in der Pflege. Wie gelingt denn da gute Fürhung?
„Das Prädikat guter Führung ist für mich, meinen Mitarbeitern Vertrauen zu schenken. Ich kenne sie seit Jahren, kenne ihre Stärken und Schwächen und kann das entsprechend einsetzen. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn es gilt, eine bestimmte Aufgabe zu übergeben“, berichtet Frau Feitsma.
In Personalgesprächen spricht Frau Feitsma Kompetenzen an und weist auf Potenziale hin – die die Mitarbeiter an sich selbst so klar noch gar nicht wahrgenommen haben. So auch bei einer Mitarbeiterin, an der Frau Feitsma nicht nur fachliche Kompetenzen wahrgenommen hat, sondern die Person in einer führenden Rolle sieht. Gute Führung fällt nicht vom Himmel, und so begleitet Frau Feitsma Nachwuchsleitungskräfte auf ihrem Weg zur Leitungsrolle. Die Diakonie Münster bietet Coachings an und entwickelt Menschen in ihrem Veränderungsprozess. „Allerdings dränge ich niemanden in eine Rolle hinein. Es besteht immer die Möglichkeit, wieder einen Schritt zurück zu gehen“, sagt Carmen Feitsma. Das hat nichts mit Scheitern zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man lieber am Bewohner arbeitet als ein festes Team von Mitarbeitern zu steuern.
Kraft schöpfen!
„Leitung kostet Kraft: die Befindlichkeiten der Mitarbeiter, die ständige Nachbesetzung von Diensten, problembeladene Mitarbeiter – das muss einem bewusst sein, wenn er in Führung geht“, erzählt Carmen Feitsma. Es braucht einen Ausgleich, für Carmen Feitsma ist es das Schwimmen: „Ich bin manchmal sehr müde, wenn ich von der Arbeit komme. Oft gehe ich direkt nach der Arbeit schwimmen und lasse den Ballast los. Außerdem habe ich ein gutes privates Umfeld und einen tollen Freundeskreis – und ich verreise sehr gerne. Aus all dem schöpfe ich Kraft und hole mir die Energie, die ich brauche.“
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