Ich gebe den Bewohnern Halt

„Ich mache besser das, was mir liegt“

sagte sich Gerrit Wemhoff (41), als er vor der Frage stand, weiterhin zu studieren oder in den Beruf zu gehen, wo er sich schon früh ausprobieren konnte und sich zu Hause fühlte. Wir müssen hier etwas ausholen, um den gelernten Altenpfleger mit akademischem Background besser zu verstehen: Den ersten Kontakt mit der Pflege hatte der gebürtige Münsteraner schon als Zivildienstleistender gehabt. Dies hieß 1996 dreizehn Monate in einem Hospital ‚dienen‘ – allerdings war es damals noch möglich, dabei die Ausbildung zum Pflegehelfer zu absolvieren. Das war ein kluger Schachzug von Gerrit Wemhoff, wie sich später herausstellen sollte. Doch zunächst hatte er andere Ambitionen und begab sich an das Studium der Juristerei. Dort fand er sein berufliches Glück aber nicht.

Karriere mit Umwegen

Das Leben verläuft nicht immer gradlinig, manchmal braucht es Umwege und Ausflüge, um zu erkennen, wo man hingehört. Denn erst nach einem Fachrichtungswechsel im Studium und diversen Jobs stieg er endgültig und auf Dauer in die Pflege ein. Eine Karriere zwar mit Unterbrechungen, aber irgendwie doch stetig: Zivildienst in der Pflege, Pflegehelferausbildung, immer wieder ‚jobben‘ als Pflegehelfer, dann drei Jahre Ausbildung zur Fachkraft in der Altenpflege von 2012 bis 2015 und aktuell schließlich die berufsbegleitende Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Und das ist nicht die Endstation. „In keinem Beruf gibt es so viele Weiterbildungsmöglichkeiten wie in der Pflege“, so der 41jährige zu den Perspektiven im Pflegeberuf. „Selbst ein weiteres Studium ist nicht ausgeschlossen“. Er betont die flexiblen Möglichkeiten in der Pflege: „Niemand muss sein Leben lang ausschließlich am Bett stehen“, wenn er oder sie andere Erfahrungen in dieser Branche sammeln möchte.

„Jeden Tag bekomme ich gespiegelt, wie sehr ich den Bewohnern Halt geben kann und wie wichtig es ist, sie durch den Tag zu begleiten“

Doch es ist genau dieser enge Kontakt mit den Menschen, aus der Gerrit Wemhoff auch viel Zufriedenheit im Beruf zieht. „Jeden Tag bekomme ich gespiegelt, wie sehr ich den Bewohnern Halt geben kann und wie wichtig es ist, sie durch den Tag zu begleiten“. Oft sieht er sofort, was seine Arbeit bewirkt, das gibt ein gutes Gefühl.
Auf die Frage, wie die Menschen in seinem Umfeld über seinen Wechsel aus der Uni-Theorie in die Pflege-Praxis reagieren, folgt eine klare Antwort: „Überwiegend positiv, mit einem gesunden Respekt vor der Arbeit, wie man sie sich so vorstellt.“ Mangelnde Wertschätzung war also gestern, da hat sich in den letzten Jahren einiges getan.
Dennoch herrscht so manche Unsicherheit vor, sei es was die Aufgaben anbetrifft oder den Ver-dienst. „Die größte Sorge meiner Eltern war die, ob ich denn damit mein Auskomme habe“. Natürlich konnte er die Eltern beruhigen, wenn auch der Beruf des Altenpflegers sicher nicht die Spitzenposition im Verdienstranking einnimmt. Hier ist noch Luft nach oben, aber es geht ihm nicht nur ums Geld: „Es ist eine Typsache, schaut man nur auf Verdienstmöglichkeiten oder setzt man andere Prioritäten, weil man zum Beispiel viel Gewinn aus der sozialen Tätigkeit zieht.“
Die Wahl seines Arbeitgebers erfolgte ursprünglich eher zufällig. Heute ist Gerrit Wemhoff froh, den damaligen Hinweisen von Kollegen gefolgt zu sein. „Das Betriebsklima ist hervorragend und die Leitung hat viel Verständnis für die Belange der Mitarbeiter. Ich finde super, dass wir breit aufgestellt sind und es macht Freude zu sehen, wie ein Betrieb wächst, sich entwickelt und modernisiert.“

Ein Beruf mit vielen Facetten

Die Tätigkeit des Altenpflegers – und im Falle von Gerrit Wemhoff besonders die des Teamleiters – umfasst auch eine Reihe von Management-Aufgaben. „Es müssen viele Berufe rund um die Betreuten koordiniert werden, vom Apotheker bis zum Therapeuten. Dann sind da zum Beispiel auch die Arbeitszeiten und die Wünsche des Teams, die in Einklang gebracht werden müssen.“ Hier braucht es Konzentration, abstraktes Denken und Geduld, ein Händchen für das Entscheiden und Vorausdenken und Fairness. Alles Kompetenzen die er in seiner Freizeit auch gerne beim Schachspiel trainiert …
Am Schluss gibt er eine Empfehlung für alle, die sich für einen Pflegeberuf interessieren: Sich umfassend informieren und vor allen Dingen einfach reinschnuppern, ein Praktikum machen, ob in der Pflege oder im Betreuungsbereich. Was man auf jeden Fall mitbringen sollte: Sozial interessiert aber auch weitestgehend stressresistent sein, die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen haben und – was die Dienstzeiten angeht – eine gewisse Flexibilität mitbringen.

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